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18/2023
 

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Psalm 139,2

„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.“ Das sind Worte eines gern gesungenen deutschen Volkslieds aus dem 18. Jahrhundert. Dazu passt die Aussage: „Die Gedanken sind das höchste Gut.“ Jeder von uns macht sich Gedanken; mal sind es gute und manchmal auch nicht so gute.

Als ich den heutigen Bibelvers einmal in einem Gespräch vorlas, kam die Gegenfrage: „Und das findest du gut, dass Gott deine Gedanken kennt?“ Ja, natürlich finde ich es gut, wenn der Herr meine Gedanken und damit auch alle meine Sorgen und Probleme kennt; dass er weiß, was mich aufwühlt und mir den Schlaf raubt, und dann auch für diese brütenden Gedanken eine Lösung findet. Ich kann mir vorstellen, dass er gemeinsam mit mir betrübt und traurig ist. Er wartet, dass ich auch diese schweren Gedanken im Gebet zu ihm bringe, damit er mich frei machen kann. Nur er kann die Gedanken „erraten“, sonst keiner.

Oft fliegen diese Gedanken auch nicht einfach „vorbei wie nächtliche Schatten“, sondern sie nisten sich ein und ohne Hilfe und aufrichtiges Gebet bleiben sie. Dann kreisen sie um einen herum und man hat das Gefühl, sie bleiben für immer. „Mach aus Sorgen ein Gebet, wenn du Hilfe brauchst“, singt Wolfgang Tost.

Jesus lädt uns ein: „Kommt her zu mir mit euren Gedanken, die traurig, die aufwühlend sind und sogar wütend machen. Ich kann euch frei machen.“ (Vgl. Mt 11,28.) Ja, dieses Sorgengebet können wir zum Himmel schicken. Es fliegt nicht vorbei. Unser Vater im Himmel und unser Heiland Jesus Christus hören alle unsere Gebete. Und zur rechten Zeit – mal früher, mal später – werden sie erhört und erfüllt; und wenn nicht, erhalten wir die nötige Kraft, damit umzugehen, und können Frieden finden.

Herr, gib mir Kraft, meine Gedanken zu erkennen. Hilf mir, sie dir im Gebet zu bringen, denn du, Herr, kannst mich befreien von allen Gedanken, die mich müde, matt und zerknirscht machen. Bewahre meine Gedanken als höchstes Gut.

Kathi Heise


© Advent-Verlag Lüneburg



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