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17/2023
 

Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.
Epheser 2,8–9

Zwei Jungs freundeten sich in der Schule an. Nach erfolgreichem Abschluss wurde der eine Kaufmann, der andere Jurist. Eines Tages saß der Richter auf seinem Stuhl und blickte in die Augen des Kaufmanns, der auf der Anklagebank saß. Was sollte er tun? Er musste gerecht sein, wollte aber gleichzeitig seinem Freund helfen, der eine große Geldsumme veruntreut hatte. Bitterböse starrte der Freund ihn an, als er das Urteil, eine hohe Geldstrafe, verkündete. Da legte der Richter seine Robe ab, ging zu seinem Freund und überreichte ihm einen Scheck. Dieser entsprach der Summe, die als Strafe festgesetzt war. Tränengerührt lagen sich die beiden in den Armen. Ihre Freundschaft hielt daraufhin ein Leben lang.

So wie dieser Richter handelt Gott, der Vater, an uns Menschen. Jeder von uns hat den ewigen Tod verdient. Doch Gott stellte schon lange, bevor die Menschen existierten, einen Rettungsplan auf. Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, erschien „die heilsame Gnade Gottes allen Menschen„ (Tit 2,11). Am Kreuz bezahlte Jesus den Preis für diese Gnade. Er „trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen„ (Jes 53,4). Deshalb muss keiner, der diese heilsame Gnade im Glauben annimmt, den ewigen Tod erleiden. „Bezahlen„ können wir diese Gnade niemals, denn alle guten Werke, die wir leisten, sind bei Gott die Normalität. Deshalb muss jeder entscheiden, ob er diese Gnade im Glauben annimmt. Jesus hält sie für uns jeden Tag bereit.

Wir können die Gnade in zweifacher Hinsicht in Anspruch nehmen. Als Vergebung, wenn wir falsch gehandelt haben und damit schuldig geworden sind. Wir können jedoch auch den Heiligen Geist täglich um seine Kraft bitten. Er kann uns als der Stellvertreter Jesu vor dem Versagen bewahren. Er lenkt unsere Gedanken, begleitet uns auf allen Wegen und mahnt uns, wenn wir in Gefahr sind. Er schenkt uns die Kraft, gehässige Worte herunterzuschlucken, bitterböse Blicke zu überwinden und die Faust (nur) in der Hosentasche zu ballen, anstatt gleich zuzuschlagen. Auch heute will Jesus uns mit seiner heilsamen Gnade durch den Tag begleiten.

Günter Schlicke


© Advent-Verlag Lüneburg



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