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01/2023
 

Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.

Psalm 31,15–16

Der Jahreswechsel ist ein guter Anlass, über uns und unsere Zeit nachzudenken. Heute möchte ich mich und dich einmal ganz bewusst in die Worte dieses wunderbaren Psalms hineinnehmen.

Meine Zeit: Das ist zunächst die Vergangenheit. Sie steht fest, ich kann sie nicht mehr verändern. Allerdings kann ich mich an sie erinnern, und manches Ereignis wirkt bis heute nach. Meine Zeit ist der Moment der Gegenwart, den ich leben und gestalten kann, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten. Meine Zeit ist die Zukunft, die ich zwar planen kann, die dann aber doch oft anders kommt als gedacht. Es ist sicherlich treffend zu sagen: Meine Zeit, das ist mein Leben.

Deine Hände, Jesus: Das sind nicht nur deine physischen Hände, dies sind vor allem deine guten Taten. Deine Hände, die sich ausstrecken und einladen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ (Mt 11,28) Deine Hände, die Leiden heilen und gebrochene Menschen aufrichten. Deine Hände, die Brot und Wein teilen. Deine Hände, die durchbohrt die Schuld der Welt und auch meine Schuld tragen. Deine Hände, die Trost spenden und Vergebung zusichern, die berühren und segnen.

Die Verbindung zwischen „meiner Zeit“ und „deinen Händen“ bedeutet, dass mein Leben Gottes gute Taten erfahren darf: Trost, Heilung, Vergebung, Sinn, Halt, Befreiung und Frieden.

Bemerkenswert finde ich, in welcher Weise der Satz in Vers 16 formuliert ist. Er spricht aus der Perspektive des Menschen, und dieser Mensch spricht zu Gott. Es ist nicht etwa umgekehrt, dass Gott verkündet: „Deine Zeit, mein Freund, liegt in meiner Hand, falls dir das noch nicht klar ist.“ Dieses Recht hätte Gott, aber er belehrt und gängelt mich nicht, er überlässt es mir, mich auf ihn einzulassen. Es liegt bei mir anzuerkennen: „Du bist mein Gott!“ Wenn ich dies ausspreche und damit Gottes Wirken in meinem Leben zulasse, dann darf ich seine guten Taten, sein großes Ja an mir erfahren.

Dieser Satz ist deshalb mehr als ein Ausdruck von Hoffnung. Er ist ein Bekenntnis, ein Gebet. Ein Gebet, mit dem ich Gott mein Leben anvertraue. Dies sollten wir jeden Tag tun, vielleicht aber auch ganz besonders am Übergang von einem alten in ein neues Jahr.

Andre Zander


© Advent-Verlag Lüneburg



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