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23/2020
 

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

Psalm 8,5


Ein Blick in die Zukunft zeigt: Wir werden Roboter bald verstärkt in alltäglichen Situationen erleben – im Transportwesen, im Militär, in der Produktion, in Banken und generell im Rahmen von Dienstleistungen, selbst in der Pflege. So soll der humanoide Roboter „Terapio„ als Gedächtnisassistent Arztvisiten im Krankenhaus begleiten und stets Krankenakten, Behandlungsstand und Therapien verfügbar haben. Das künstliche Supergehirn „Watson„ von IBM weiß nicht nur viel, sondern lernt auch ständig dazu. Der außergewöhnliche Computer, der sich mit einem Roboter verbinden lässt, kann lesen, sprechen und schreiben, Texte analysieren, Diskussionen zusammenfassen, die Arbeit von Fabriken organisieren und Erbgut entschlüsseln.

Noch gibt es in Sachen Roboter eine Reihe technischer Probleme. Und dann ist da auch die ethische Seite: Wer haftet, wenn ein Pflegeroboter schwere Fehler macht? Soll ein Roboter, der uns Jobs wegnimmt, auch Steuern zahlen? Wie menschlich soll ein Roboter werden?

Wenn dir der Postbote besonders freundlich zuwinkt, eine exakt passende Bemerkung zum Wetter macht und jeden Tag ohne Ausnahme gut gelaunt ist, dann – Achtung! Es könnte ja ein Humanoide sein, der ohne Bezahlung immer gut gelaunt seiner Tätigkeit nachgeht, garantiert jeden Tag, völlig „selbstlos„, verlässlich, kostengünstig. Welchen Platz werden wir dann in der Robotergesellschaft einnehmen?

Diese Szenarien werfen die Grundfragen ganz neu auf: Was bin ich als einzelner Mensch wert? Wie gehen wir mit menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten um? Können wir mithilfe von Robotern eine Art „zweites„ Ich erschaffen, das entweder alles Unangenehme für mich erledigt oder gar eine Art besseres Ich darstellt? Wäre das nicht eine technische Form einer Teil-Erlösung vom allzu menschlichen Ich?

„Was ist der Mensch, dass du auf ihn achtest?„, fragte David. „Nur wenig niedriger hast du ihn erschaffen„ – nicht programmiert! –, mit Gefühlen und der Fähigkeit, sittliche Entscheidungen zu treffen, auch heute wieder. Du hast uns eine humane Würde gegeben, an die du uns immer wieder erinnerst – auch in diesem Psalmwort, von einem Menschen geschrieben. Danke, Herr!

Burkhard Mayer


© Advent-Verlag Lüneburg


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