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29/2022
 

Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats
willen.

Markus 2,27

Endlich Ferien! In Schulen und vielen Betrieben herrscht Ruhe. Ach, wie schön, mal wieder auszuspannen, den Hobbys nachgehen zu dürfen oder wegzufahren, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Und damals? Es mutet seltsam an, wenn ich mir vorstelle, der alte Abraham hätte mit seiner Familie auf dem Weg aus Ur einen Abstecher ans Mittelmeer gemacht. Oder Jesus hätte mit den Jüngern eine Gruppenreise nach Rom gebucht. Nein, er ist mit ihnen in Galiläa geblieben, hat gepredigt und sich weiterhin um Menschen gekümmert. Das bedeutet nicht, sie wären eine rastlose Gesellschaft gewesen. In der Bibel steht anstelle des Urlaubs etwas anderes, gültig, seitdem die Welt besteht, und im vierten der Zehn Gebote Gottes manifestiert: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.“ (2 Mo 20,8)

Dem obigen Markustext zufolge dürfen wir den Sabbat als Geschenk Gottes an seine Geschöpfe betrachten und als Tag der Freude für uns Menschen, wozu natürlich auch der Gottesdienst, eine Zeit der Besinnung, Gastfreundschaft und Erholung in der Natur gehören. Oder wir nehmen uns Zeit für unseren Ehepartner, die Familie oder auch für bedürftige Menschen.

Zu Hause haben wir den Sabbatbeginn stets so vorbereitet, dass er auch für die Kinder schön war; und wenn eines davon beim Gebetskreis „in die Mitte“ wollte, warum denn nicht? Dabei denke ich noch an Spiele, Liedersingen und eigenes Musizieren.

In der Bibel kreisen viele Geschichten um das Thema Sabbat: wo Leute in Gesprächen mit Jesus innehielten, ihr Leben zum Guten verändern ließen und andere körperlich oder seelisch gesund wurden – das waren lauter sabbatliche Momente. Und wer diesen besonderen Tag heute noch hält, erlebt nach wie vor dessen erholsame, kraftspendende Wirkung.

Die Bedeutung von Urlaub hingegen (lat. ferias – „Ferien“, „arbeitsfreier Tag“) wird zunehmend eine Art Wettbewerb, von Hektik bestimmt, weil immer mehr erlebt werden „muss“. So nehmen durch Stress Krankheiten zu, und Menschen haben für die Bedürfnisse anderer immer weniger Zeit. Wir brauchen eine Besinnung auf den wöchentlichen Sabbat, den der Schöpfer einst um des Menschen willen eingeführt und gesegnet hat.

Albrecht Höschele


© Advent-Verlag Lüneburg



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