Sie sind hier: Andacht der Woche  

09/2021
 

Wir sind dann nicht mehr wie unmündige Kinder, die kein festes Urteil haben und auf dem Meer der Meinungen umhergetrieben werden wie ein Schiff von den Winden.

Epheser 4,14 (Gute Nachricht Bibel)


Es gibt in Deutschland den Schulabschluss der mittleren Reife. Andere, die das Abitur machen, erhalten ein Reifezeugnis. Doch was sagt das über die Reife eines Menschen aus? Selbst nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Studium darf man sich nicht auf seinem erworbenen Wissen und Können ausruhen, sondern muss sich ständig weiterbilden. Tut man das nicht, ist man bald „weg vom Fenster.“ Macht man die Reife vom Alter abhängig, so kann man eine Person mit 18 Jahren volljährig und erwachsen nennen. Aber mancher Kindskopf verhält sich mit 70 noch nicht erwachsen. Wie wird man ein mündiger, reifer Christ? Auch das geschieht nicht in einem Ruck, nicht einfach so aus dem Stand heraus, sondern oft in einem langen und schmerzlichen Prozess des inständigen Betens, fortwährenden Lernens und immer neu gewagten Tuns.
Vor dem oben zitierten Bibeltext ist in Vers 11 von Aposteln, Propheten, Hirten und Lehrern die Rede. Auf unsere Zeit übertragen, müssten wir von Führungspersonen der Gemeinde Gottes sprechen. Sie haben die Aufgabe, die Glieder auf dem Weg zur Selbstständigkeit zu begleiten (vgl. V. 12–13).

Leider geschieht es immer wieder, dass leitende Brüder und Schwestern die Gemeindeglieder lieber klein halten, damit sie leichter in die gewünschte Richtung lenkbar sind. Und gleichzeitig haben es viele sehr gerne, unmündig zu bleiben, weil es bequem ist und man im Zweifelsfall die Verantwortung auf „die da oben“ abwälzen kann. In beiden Fällen wird ein unreifes Christentum praktiziert. Unreife Christen unterliegen einer großen Gefahr: Sie sind von allen Seiten her und in alle Richtungen hin leicht manipulierbar, schwankend wie ein Schiff ohne Steuermann und Ruder.

Jesus wünscht sich eine erwachsene Gemeinde, die weiß, was sie will und soll; die keinen hochjubelt oder klein macht; die alle, soweit es ihr Wunsch ist, an dem „Maß der Fülle Christi“ (V. 13) teilhaben lässt. Denn Gemeinde ist keine weltliche Organisation mit unterschiedlichen Kopfgrößen, sondern der Leib Christi mit nur einem – nämlich ihm – als Kopf.

Josef Butscher



© Advent-Verlag Lüneburg


10/2021 | 08/2021