Sie sind hier: Andacht der Woche  

36/2022
 

Bittet, und ihr werdet erhalten. Sucht, und ihr werdet finden. Klopft an, und die Tür wird euch geöffnet werden.

Matthäus 7,7 (Neues Leben Bibel)

Der Unfall war passiert, der körperliche Schaden eingetreten. Die Situation war zwar nicht ausweg- oder hoffnungslos, doch es stand mir noch viel bevor. Jeder Besucher und jeder, der Kontakt zu mir aufnahm, sagte: „Ich bete für dich!“ Ich bin ein großer Fan des Gebets und auch der Fürbitte, aber manchmal fragte ich mich, was es jetzt noch ändern würde. Ich lag im Krankenhaus und wartete darauf, dass die Schwellung zurückging, damit operiert werden konnte. Klar kann man beten, aber wofür?

Schmerzen hatte ich keine, die Ärzte und das Pflegepersonal waren mit dem Heilungsverlauf zufrieden. Der Operationstag rückte näher und die Ärzte teilten mir mit, was die vorangegangenen Untersuchungen ergeben hatten. Der Orthopäde, der mich operieren sollte, kam am Abend vor der OP zu mir und erklärte mir alles detailliert: alle Risiken, ihre Pläne, die Dauer der OP (ca. fünf Stunden) usw. Er äußerte, dass man den ganzen Schaden erst dann erkennen könne, wenn das Bein geöffnet wäre. An diesem Abend und am nächsten Morgen kamen viele Nachrichten bei mir an und immer wieder las ich die Textpassage: „Ich bete für dich!“ Ich freute mich und es beruhigte mich ein wenig, trotzdem blieb eine gewisse Skepsis. Als ich nach der OP im Aufwachraum die Augen aufschlug und die Uhr an der gegenüberliegenden Wand sah, bemerkte ich, dass die OP kürzer ausgefallen war als geplant. Später erklärte mir der Arzt, dass alles nur halb so schlimm sei und ich viel Glück im Unglück gehabt habe. „Bittet, und ihr werdet erhalten“, sagt Jesus, und genau so habe ich
es erlebt. So viele Menschen haben für mich, für einen guten OP-Verlauf, für mein Gesundwerden gebetet und so geschah es.

Ich betrachte das nicht als Glück, sondern als liebevolles Eingreifen eines fürsorglichen Vaters im Himmel, der weiß, was wir im jeweiligen Moment brauchen. Sollte die Situation noch so kompliziert, ausweglos oder verworren sein, es lohnt sich immer zu beten. In Matthäus 6,8 steht, dass Gott sogar weiß, was wir benötigen, bevor wir ihn darum bitten. Er hat also schon längst einen Plan – einen guten Plan. Ich danke allen, die für mich gebetet haben, und auch ich möchte für andere im Gebet da sein.

Holger Hentschke


© Advent-Verlag Lüneburg



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