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13/2022
 

Kein Christ darf gehässig über andere reden oder gar Streit suchen. Er soll vielmehr jedem freundlich und liebevoll begegnen.

Titus 3,2 (Hoffnung für alle)

In der Schule war man damals angesagt, wenn man ein Stickeralbum mit besonders vielen Stickern vorzuweisen hatte. In den Pausen wurde um die Bildchen geschachert und gespielt. Auch mit meiner kleinen Schwester tauschte und verhandelte ich. Dabei entbrannte eines Tages ein Streit, weil keine mit dem Angebot der anderen einverstanden war. Wir stritten laut und heftig, bis schließlich unser Vater hereinkam. Doch es gab keine Einsicht bei uns, sodass er schließlich hilflos alle Sticker zerknüllte, sie in den Papierkorb warf und genervt das plötzlich still gewordene Kinderzimmer verließ. Das Ende vom Lied war, dass meine Schwester und ich weinend, aber liebevoll vereint die Sticker herausfischten, sie glatt strichen und eine der anderen gönnte, was man zuvor vehement für sich beanspruchen wollte.

Offenbar scheint es uns Menschen seit jeher nicht leichtzufallen, in Harmonie und Frieden miteinander zu leben. So erstaunt es auch nicht, dass das Wort „Streit„ in der Bibelübersetzung Hoffnung für alle 202 Mal auftaucht, die Worte „Entschuldigung„ und „Versöhnung„ jedoch nur drei bzw. zwölf Mal zu finden sind. Oft geht es bei Streitereien um Belanglosigkeiten, doch weshalb fällt es uns so schwer, nachzugeben oder einen Kompromiss zu finden? Vielleicht weil sich Ego und Stolz vernachlässigt fühlen. Wir tun uns oft schwer damit, die Bedürfnisse und Empfindungen des anderen in den Vordergrund zu stellen, da unsere eigenen Wünsche nach Wertschätzung und Respekt subjektiv wichtiger sind.

Dabei sind insbesondere Christen aufgerufen, den Mitmenschen freundlich, liebevoll und verständig zu begegnen, wie es Titus im heutigen Bibeltext beschreibt. Verständnis bedeutet, den anderen verstehen zu wollen, und dies geschieht durch eine offene und ehrliche, aber liebevolle Kommunikation: Wertschätzung statt Beleidigung, Wünsche äußern statt Vorwürfe machen, einander ausreden lassen und gemeinsame Lösungen finden.
Lasst uns verständnisvoller miteinander umgehen und Gott bitten, dass er uns mehr von seinem liebevollen Wesen in unsere Herzen hineinlegt, um einander mit allen Unterschiedlichkeiten anzunehmen und jeden mit Gottes liebevollen Augen zu sehen. Lasst uns Frieden leben!

Nicole Günther


© Advent-Verlag Lüneburg



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