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39/2021
 

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

Matthäus 5,5

Fast jeder kennt die Bergpredigt und ihre Seligpreisungen. Die oben erwähnte scheint mir typisch für den durchschnittlichen Christen zu sein, der sich nicht auffällig hervortut und den die Welt eher als Verlierer bemitleidet.
Warum werden solche Gotteskinder dennoch selig, ja gar glückselig oder beneidenswert genannt? Sie haben durch den Heiligen Geist erkannt, wie arm sie vor Gott sind, und dass sie aus eigener Kraft nicht das schaffen können, was Jesus für sie getan hat. Diese Einsicht erfordert Sanftmut und Demut, und gerade darauf kommt es an!

Auch im privaten Leben ist nicht derjenige glücklich, der seine Macht ausnutzt, sondern vielmehr der, der sie aufgibt und sich selbst ohne Vorbehalt auf die Seite der Elenden stellt. Diesen sanftmütigen und irgendwie auch wehrlosen, friedfertigen Menschen ist genau genommen kein Besitz, sondern – besser übersetzt – ein „Erbe„ zugesagt. Mit dieser Verheißung wächst ihre Hoffnung auf einen Anteil an der künftigen, ewigen Heimat.
Ist es nicht eigenartig bei uns? Wenn jemand ein Stück Boden einzäunt und den materiellen Wert festlegt, dann wird ein Papier signiert und schon gehört ihm ein Stück Natur.

Wenn Jesus stattdessen vom Erbe redet, dann haben auch die „Wehrlosen„ eine Zukunft – das macht den Weg frei für eine neue Empfindsamkeit und echtes Verantwortungsgefühl, zum Beispiel für die eigenen Kinder und deren Zukunft.

Noch besitzen die Rücksichtslosen das Erdreich, und Clive Staples Lewis schreibt in seinem Buch Pardon, ich bin Christ: „Solange der Mensch in Gott nur den Prüfer sieht ..., (und) an Forderungen und Gegenforderungen denkt ..., hat er zu Gott noch nicht das rechte Verhältnis gefunden.„

Für die Sanftmütigen gilt aber die folgende Verheißung aus Lukas 18: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden„ (V. 14) – hoch hinauf in Gottes neue Welt.

Albrecht Höschele


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