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14/2021
 

Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die
entschlafen sind.

1. Korinther 15,20

Zur Zeit Jesu waren Gräber meistens Höhlen, die mit einer großen, runden Steinplatte verschlossen wurden. Der Stein wurde durch die Kraft mehrerer Männer weggerollt. Vor Jesu Grab wurden zusätzlich zu der Steinplatte noch zwei römische Wachsoldaten aufgestellt. Matthäus berichtet im Neuen Testament von zwei Frauen namens Maria, von Markus und Lukas und sogar von drei oder mehreren Frauen, die eine Art Erdbeben erleben und einen Engel sehen, der den Stein vom Grab weg bewegt. Die Soldaten fielen in Ohnmacht als der Engel sagte, Jesus sei nicht mehr tot. Als die Frauen daraufhin zu den Jüngern Jesu laufen wollten, begegneten sie dem Auferstandene selbst und er sprach zu ihnen.

Mich fasziniert es, jenen Menschen über die Schulter zu blicken, die solche einzigartigen Situationen miterlebt haben, um sie mit ihren Augen nacherleben zu können. Wären die Berichte der vier Evangelien im Wortlaut gleichgeschaltet, hätte man das Geschehene später nicht für wahr gehalten. Männer galten als glaubwürdige Zeugen, während Frauen noch nicht einmal vor Gericht aussagen durften.

Doch gerade die Unterschiedlichkeit der Beobachtungen zeigt mir, dass dieses Ereignis wirklich so stattgefunden hat und dass es keinen Grund gibt, die Aufrichtigkeit der Zeugen zu bezweifeln. Als ehemaligem Schöffen vor Gericht ist mir bewusst, wie man auch noch heute mit unterschiedlichen Beobachtungen umgeht.

Dank der modernen Forschung ist bekannt, dass das menschliche Gehirn Reize selektiv verarbeitet. Dort wird alles, was wir aus der Erinnerung abrufen, mit bereits bestehendem Wissen verglichen, mit Emotionen verknüpft und in einem komplizierten Netzwerk abgespeichert. Auch ein Autor berichtet subjektiv über Dinge, die ihm wichtig erscheinen. Doch die Vielzahl der Auferstehungszeugen bei Jesus ist auch durch den Geist Gottes beeinflusst und bietet dadurch viel mehr als nur eine geschichtliche Tatsache. Ich glaube daran, dass Gott sich in der Bibel offenbart, auch in Jesus, der für uns auf die Erde kam, starb und auferstand, weil er uns so sehr liebt.

Albrecht Höschele

© Advent-Verlag Lüneburg


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