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26/2019
 

Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Markus 9,23–24


„Lieber Herr Klingeberg, ich würde Gott so gern mehr vertrauen, aber ich schaffe es nicht. Was mache ich falsch?“ Unwillkürlich muss ich bei dieser Frage einer aktiven Bibelkursteilnehmerin an jene Begebenheit denken, aus der die obige Antwort entnommen ist. Da kommt ein verzweifelter Vater zu Jesus, bittet für sein Kind und weiß gleichzeitig, dass er nicht einmal die Mindestvoraussetzung, nämlich rückhaltlosen Glauben, also Vertrauen, aufzubringen vermag. Eigentlich eine aussichtslose Situation, aber dieser Vater klammert sich an Jesus und erlebt ein Wunder.

So war er damals, der Erlöser der Welt, so ist er noch heute, und ich gebe zu: Genau das habe auch ich erst lernen müssen im Laufe meines inzwischen ziemlich langen Christenlebens. Richtig verstanden habe ich es allerdings erst durch das gemeinsame Bibelstudium mit meinen Kursteilnehmern, die ich betreue. Da erlebe ich fast täglich Menschen auf dem Weg zum Glauben, die ganz ähnlich wie jener verzweifelte Vater in unserem Andachtstext empfinden. Auf ihrem Weg mit Jesus würden sie so gern riesengroße Schritte machen und ganz schnell vorankommen. Aber die Botschaft des Evangeliums ist so vielschichtig, so tief und so weit gespannt, dass sie nur in ganz kleinen Portionen zu erfassen und zu „verdauen“ ist.

Da kommt schnell die Frage auf: „Was mache ich falsch, dass es bei mir so langsam vorangeht?“ Dabei ist das keine Frage von richtig oder falsch. Gott kümmert sich nicht nur dann um uns, wenn wir alles richtig machen. Er wünscht sich nicht Leistung, sondern Vertrauen, und dabei ist er gar nicht anspruchsvoll. Seinen Jüngern hat Jesus schon vor 2000 Jahren gesagt, sie könnten Berge versetzen, wenn ihr Glaube nur die Größe eines Senfkorns hätte. Es war kein Zufall, dass er ausgerechnet das kleinste aller Samenkörner wählte, um deutlich zu machen, was Gottvertrauen im Leben eines Menschen zu bewirken vermag. Sein Wort gilt auch heute noch.

Lass dich deshalb nicht entmutigen, wenn dein Vertrauen zu ihm noch winzig klein zu sein scheint. Er kann aus kleinsten Anfängen Großes entstehen lassen – auch in deinem Leben.

Friedhelm Klingeberg


© Advent-Verlag Lüneburg


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