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48/2018
 

Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?

Lukas 6,46

Zu allen Zeiten hatte Gott Grund zu klagen über seine geliebten Geschöpfe. Eine Inschrift im Dom zu Lübeck geht mahnend darauf ein:
Ich bin das Licht - ihr sehet mich nicht.
Ich bin der Weg - ihr gehet mich nicht.
Die Wahrheit - ihr glaubet mir nicht.
Das Leben - man suchet mich nicht.
Ich bin reich - man bittet mich nicht.
Ich bin edel - man dienet mir nicht.
Der Schönste - man liebet mich nicht.
Ich bin barmherzig - man vertrauet mir nicht.
Ich bin allmächtig - man fürchtet mich nicht.
Ich bin ein Lehrer - man folget mir nicht.
Werdet ihr verdammet - verweiset mirs nicht.

Wenn Jesus wiederkommt, wird es unbändigen Jubel, aber auch blankes Entsetzen geben. Zu seinen Erdenzeiten hat er unermüdlich die Menschen zu erreichen versucht, die sich selbst für fromm hielten, von ihren Mitmenschen als Vorbilder wahrgenommen wurden, dabei aber seine ärgsten Feinde waren. Er nannte sie allesamt „Heuchler“ (Mt 15,7).

Seine Bergpredigt beendete er mit dem Gleichnis von zwei Menschen, die ein Haus bauen. Beide hören seine Worte, aber nur einer befolgt sie. Des einen Haus, auf einen Felsen gebaut, ist sturmfest, das andere wird vom Sturm hinweggefegt (siehe Mt 7,25). Doch es geht nicht um Häuser, sondern wieder einmal um den Glauben und die Frage, worauf dieser gegründet ist.

Es gibt einen Glauben, der rettet, und es gibt toten Glauben. Jakobus redet Klartext: „Welchen Wert hat es, wenn jemand behauptet, an Christus zu glauben, aber an seinen Taten ist das nicht zu erkennen! Kann ihn ein solcher Glaube vor Gottes Urteil retten?“ (Jak 2,14 Hfa) Nein, dieser Glaube ist nutzlos, fasst er in Vers 17 zusammen: „Er ist tot.“

Welches Glaubensfundament ein Mensch hat, ist zunächst nicht erkennbar. „Schönwetterchristen“ können wunderbar von Jesus reden, aber wenn es gilt, mit anzupacken, sind sie nicht mehr da.
Christen wissen, dass nur die Gnade Gottes sie rettet, und alle hoffen, gerettet zu werden. Aber die „billige Gnade“ gibt es nicht. Doch wenn wir wirklich Christus gehören und unser Glaube sich in der Tat beweist, dann haben wir eine Hoffnung ohne Illusion.

Gerhard Zahalka


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