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43/2018
 

Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken ... und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen.

Matthäus 11,28-29 (Neues Leben Bibel)

Es ist schon komisch: Wo ich mich auch umhöre - alle Welt hat Stress. Laut einer Studie fühlen sich mehr als die Hälfte aller Deutschen gestresst. Ziemlich viele Zeitschriften profitieren von diesem Trend und nennen sich „My Harmony“ oder „emotion slow“. Hier gibt es dutzendweise Tipps, dem Alltagsstress auszuweichen und sein Leben radikal zu verändern. Doch ist das wirklich die Lösung, wenn da eine Familie ihre Großstadtwohnung aufgibt, um sich mitten im Wald niederzulassen? Oder wenn ein gut bezahlter Manager seinen Job an den Nagel hängt, um Gärtner oder Gitarrenbauer zu werden?
Ich kann die Sehnsucht nach einem entspannten Leben verstehen. Ab und zu möchte auch ich mir einfach die Ohren zuhalten und die Augen verschließen. Aber natürlich weiß ich, dass alles Verdrängen nichts hilft. Am Ende muss ich doch zurück in die raue Wirklichkeit.

Was Jesus da sagt, klingt fast zu schön, um wahr zu sein: „Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid ... ich will euch Ruhe schenken!“ In den Herausforderungen des Alltags vergesse ich oft, dass Jesus eigentlich immer da und an meiner Seite ist. Ich bin mit meinen Gedanken oft ganz woanders und nicht an seiner Seite. Eigentlich weiß ich auch, wie gut es tut, zu beten. Dass meine Seele beim Beten Ruhe findet. Es gibt in meinem Alltag viele kleine Möglichkeiten zum Reden mit Gott, beim Autofahren, beim Anstehen an einer Kasse oder im Wartezimmer. Ich bete oft auch darum, mir nicht immer zu viele Sorgen auf einmal zu machen, sondern nur das zu sehen, was gerade ansteht.

Ein vielbeschäftigter Rabbi wurde einmal gefragt, wie er immer so gelassen sein könne, wo er doch so viel zu tun habe. Er sagte: „Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich!“ Da antworteten ihm die Zuhörer: „Aber das tun wir doch auch!“ „Nein“, sagte er, „wenn ihr sitzt, dann esst ihr schon, wenn ihr esst, dann geht ihr schon wieder, ihr macht alles auf einmal!“
Ich habe immer noch Stress, aber die kleinen Gebete zwischendurch helfen mir, entspannter und ganz bei der Sache zu sein. Sie rufen mir ins Gedächtnis: Du bist nicht allein!

Beate Strobel

© Advent-Verlag Lüneburg



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