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39/2018
 

Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.

Galater 3,26-27

In einer Videobotschaft vom 6. Januar 2016 veröffentlichte Papst Franziskus ein Gebetsanliegen zum interreligiösen Dialog. Darin kamen kurz vier Vertreter der Weltreligionen Buddhismus, Judentum, Islam und Christentum (= Katholizismus) zu Wort. Der Papst führte unter anderem aus: „Der größte Teil der Erdbevölkerung bezeichnet sich als gläubig. Diese Tatsache sollte zu einem Dialog zwischen den Religionen ermuntern. Wir dürfen nicht aufhören, dafür zu beten und mit denen zusammenzuarbeiten, die anders denken. ... Viele denken anders, fühlen anders, sie suchen und finden Gott auf unterschiedliche Weise. In dieser Vielfalt, in dieser Auffächerung der Religionen, gibt es eine einzige Gewissheit, an der wir alle festhalten, wir sind alle Kinder Gottes.“

Der letzte Satz löste, wie Radio Vatikan berichtete, viele Proteste aus. Immer wieder wurde auf die Aussage von Jesus in Johannes 14,6 verwiesen: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Auf diesen Einwand antwortete Radio Vatikan in einem Kommentar, dass es bei dem Dialog zwischen den Religionen nicht um Wahrheit gehe, sondern um Frieden und Gerechtigkeit für alle.

Sind alle religiösen Menschen Kinder Gottes? Der Bibel zufolge ist das auf keinen Fall so; denn dort wird im Unterschied zu den „Kindern Gottes“ von den „Kindern des Ungehor-sams“ (Eph 2,2) und sogar von den „Kindern des Teufels“ gesprochen (1 Joh 3,10). Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes. Als „Kind Gottes“ wird - wie der obige Bibeltext sagt - nur bezeichnet, wer an Christus glaubt und sich auf ihn hat taufen lassen. Selbstverständlich ist jeder Mensch, ganz gleich welcher Religion er angehört, oder auch wenn er sich Atheist nennt, zu achten. Aber von einem Kind Gottes wird verlangt, dass es sich vom Heiligen Geist leiten lässt: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Röm 8,14) Und nur einem Kind Gottes gilt die Zusage des ewigen Lebens: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ (Röm 8,17)

Josef Butscher


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