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36/2018
 

Selbst wenn alle meine Kräfte schwinden und ich umkomme, so bist du doch, Gott, allezeit meine Stärke - ja, du bist alles, was ich habe!

Psalm 73,26 (Hoffnung für alle)

Jeder Mensch braucht einen Halt, etwas, das ihn trägt. Wenn man Jugendliche fragt, worauf sie sich verlassen können, dann sagen sie: „Meine Familie“ oder „Meine Freunde“. Sicherheit wird einem oft versprochen, aber sie ist etwas anderes als ein Halt. Kranken- und Haftpflichtversicherungen sorgen für finanzielle Absicherung im Schadensfall. Aber ist das ein tragbares Fundament? Gibt es überhaupt einen Halt, der immer stabil bleibt?

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer fand Worte für seinen Halt. Er erlebte viel Schmerz und Leid. Bonhoeffer wurde 1943 unter dem Regime der Nationalsozialisten verhaftet und zwei Jahre später auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers hingerichtet. Seine Worte berühren mich immer neu, wenn ich sie höre. Er spricht mit Gott wie in einem Gebet: „Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern, des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.“ Diese Gedanken knüpfen an den Gedanken des Psalms 73 an: „Selbst wenn ich umkomme ... so bist du doch, Gott, ... alles, was ich habe.“ Geborgen von der guten Macht Gottes.

Bonhoeffer wusste sich - wie der Psalmist David - von Gott getragen, und zwar „auch wenn alle meine Kräfte schwinden“, also nicht nur in Erfolgsmomenten, an den sonnigen Tagen. Das hofft doch jeder von uns: Gott möge uns segnen und behüten. Wenn Gott ein Gott des Lebens und der Liebe ist, dann erhoffe ich mir, dass Gott das Gute auch in meinem Leben will.

Im Neuen Testament aber sind auch andere Erfahrungen aufgeschrieben: nämlich, dass Gott selbst Leid erlebt, Schweres und den Tod durchlitten hat. Nichts Menschliches ist Gott fremd.

Vielen Menschen ist diese Botschaft ein Trost, der ihnen in schweren Stunden Halt gibt. Krankheiten, Leid, Gewalt durch Verbrechen und Kriege, selbst Naturkatastrophen oder Unglücke - all das kann und wird niemanden von Gott trennen. Gott bleibt bei den Menschen, die leiden. Die guten und schönen Erlebnisse werden dadurch nicht wertlos - im Gegenteil! Alle diese Momente sind von Gott getragen.

Beate Strobel



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