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28/2018
 

Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“

Römer 1,17

Heute jährt sich der Thesenanschlag Martin Luthers zum 500sten Mal. Auch wenn das Datum als historisch unsicher gilt, die 95 Thesen Luthers sind uns überliefert und sie setzten eine einzigartige Bewegung in Gang, die als Reformation in die Geschichte einging. Ein einfacher Mönch forderte die katholische Kirche heraus. Er kritisierte den Ablasshandel sowie den klerikalen Prunk und schmähte den Papst als Antichristen. 1521 wurde Luther nach Worms zitiert, wo er seine Schriften widerrufen sollte, sonst drohte der Scheiterhaufen. Luther blieb standhaft und schloss mit den Worten: „Gott helfe mir, amen!“

Woher kommt diese Unbeirrbarkeit? Sie kommt aus der Kraft des Wortes! Luther hatte das erfahren und dies kann auch zu unserer Erfahrung werden. Die Furcht um das eigene Seelenheil war in jener Zeit allgegenwärtig. Sie führte Luther ins Kloster, wo er die

strengen Regeln über die Maßen erfüllte: exzessives Beichten, sechs Stunden lang, fasten und kasteien. Es ist die Furcht, die ihn zu einem immer tieferen Bibelstudium antrieb, sodass er sich recht bald unglaublich gut darin auskannte.

Er vertiefte sich in den obigen Bibeltext, den er - wie die meisten Theologen seiner Zeit - als Drohung auffasste, weil er an den strafenden Gott und das Jüngste Gericht dachte. Doch Luther erlebte eine tiefe Befreiung, als er erkannte, dass die Gerechtigkeit Gottes ein Geschenk an den Menschen ist. Ein Geschenk, das er im Glauben annehmen darf. „Da hatte ich das Gefühl, ich sei geradezu von neuem geboren und durch geöffnete Tore in das Paradies eingetreten. Da zeigte mir sogleich die ganze Schrift ein anderes Gesicht.“

Es ist nur ein Wort, eine Aussage, die zum Keim der Reformation wird. Das ist nach wie vor das Faszinierende am Wort Gottes: Es kann die Welt verändern und ihr ein ganz neues Gesicht geben. Das ist der große Bogen der Geschichte, den wir mit der Reformation spannen. Heute vermag dieses Wort dein ganzes Leben umzukrempeln; es entlarvt deine Sünde, befreit vom Mief deiner Laster, schenkt dir Kraft zum Sündenbekenntnis und führt dich geradezu in die liebenden Arme Gottes. Da gehören wir hin, heute und für immer. Willst du das auch?

Johannes Naether


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