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15/2018
 

Der Vater rief: „Ich glaube! Aber hilf mir, dass ich nicht zweifle!“

Markus 9,24 (Neues eben Bibel)

Es ist der verzweifelte Ruf eines Vaters, der nach dem allerletzten, rettenden Strohhalm greift. Dabei klingt er ratlos und hilfebedürftig, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und der Realität schlechter Erfahrungen.

Die vorangehende Schilderung der Krankheit seines Sohnes gibt uns einen Einblick in die lange Leidenszeit dieser Familie. Der Vater erzählt, wie die schwere Not seines geliebten Kindes ihn dazu brachte, sämtliche denkbaren Ratschläge und Behandlungsmethoden auszuprobieren. Doch Hilfe schien mit jedem Versuch ein Stück weiter entfernt. Mit jeder Enttäuschung schwand die Hoffnung ein wenig mehr. Jetzt ist praktisch nichts mehr davon übrig.

Viele von uns haben schon verzweifelte Situationen erlebt: den Verlust des Arbeitsplatzes, eine plötzliche, schwere Krankheit, eine zerbrochene Beziehung oder den frühen Tod eines geliebten Menschen. Wenn auch nicht jeder persönlich so etwas erlitten hat, so kennen zumindest die meisten jemanden mit einem ähnlich schweren Schicksal. Wir können die Unsicherheit nachvollziehen, die in den Worten dieses Vaters mitschwingt. Lohnt es sich ein weiteres Mal zu hoffen? Werden seine Mittel ausreichen? Kann er noch eine Niederlage verkraften?

Die Reaktion von Jesus gibt uns einen Einblick in das Wesen Gottes. Es liegt nicht an unserem Können, unserer Selbstsicherheit oder gar unserer Frömmigkeit. Das ehrliche, wenn auch zögernde Zutrauen in Gottes Macht und seine Fähigkeiten bewegt seinen starken Arm. Hilfe und Rettung sind bei ihm zu finden, gerade wenn alles andere versagt. Es liegt nicht an der Größe bzw. Menge unseres Vertrauens, sondern in der Größe und Macht desjenigen, an den wir glauben.

Die Geschichte macht mir in ihrem Zusammenhang (Mk 9,14-29) noch etwas anderes deutlich: Wie die Jünger kommen auch wir bei dem Versuch, anderen zu helfen, schnell an unsere Grenzen. Wir stellen fest: Es gibt einen Punkt, an dem wir „außen vor bleiben“ oder sogar scheitern. Umso wichtiger ist es zu wissen, dass die Nähe und Hilfe Gottes für uns immer „abrufbar“ sind. Er ist da. Auch wenn alles Menschliche und Irdische versagen - und unabhängig vom Ausgang der leidvollen Situation. Auch wenn das Eingreifen Gottes ganz anders ausfällt und die Notlage nicht so umfassend gelöst wird wie in diesem Fall. Diese Zusicherung gilt.

Alexander Köbele


© Advent-Verlag Lüneburg


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