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BODELSCHWINGH
 

Als kleiner Junge schlief Friedrich von Bodelschwingh mit seiner
Schwester in einem Zimmer. Durch etwas werden die beiden plötzlich
aufgeweckt. Aufrecht sitzen sie in ihren Betten und fürchten sich.
"Komm", sagt die Schwester, "komm, wir stehen schnell auf und gehen
ins Wohnzimmer."
Das aber erschreckt den Kleinen noch mehr, denn der Weg führt durch
zwei stockdunkle Räume. Sie zögern. Aber dann, als die Angst immer
grösser wird, wagen sie es doch. Hand in Hand tasten sie sich in ihren
Nachthemdchen durch das erste dunkle Zimmer und dann durch das
zweite. Die Herzen klopfen vor Angst und Erwartung. Aber plötzlich öffnet
sich die Wohnzimmertür. Im hell erleuchteten Raum steht der Vater, der
seine beiden Kinder bereits gehört hat. Unter den Händen des Vaters,
die sich auf ihre Köpfe legen, sind plötzlich alle Ängste vergessen. Der
Kleine sagt: "Vater, ich wollte doch nur zu Dir."

Von Bodelschwingh schreibt dazu:
Beten heißt, sich aus der Welt der Angst aufmachen und zum Vater gehen.
Beten heißt, sehen, wie die Tür sich auftut.
Beten heißt, seinen Kopf neigen, dass der Vater sein Hand drauflegen kann.
Beten heißt, sagen: Vater ich wollte nur zu Dir.

Das ist das tiefste Geheimnis des Gebets: Ein Mensch begegnet Gott, seinem
himmlischen Vater und öffnet sein Herz in seiner Gegenwart. Dieses vertrauliche
Gespräch mit Gott, dem Vater, das Jesus Christus täglich führte, war es, was
den Männer und Frauen, die mit ihm unterwegs waren, faszininierte und bewegte.
Darum sprachen sie die Bitte aus: "Herr, lehre uns beten." - "Bring es uns bei,
auch so mit Gott zu sprechen, wie du mit Gott sprichst, so echt, so nah, so
liebevoll, so natürlich." Und Jesus lehrte si das Gebet, das noch heute von
Millionen Menschen auf allen Kontinenten der Erde gesprochen wird: Das
Vater Unser.

entnommen: Friedhold Vogel - Grenzenlos beten - Gebetshindernisse überwinden.
Hänssler-Verlag Holzgerlingen, 2003, Seite104 f.


Ökomenischer Kirchentag in Berlin Mai 2003 | Endzeit (27.06.03)